Mit dem Rad durch Hemmingen

Bericht über die Radtour mit Swantje Michaelsen und Nicole van der Made

Am Samstag den 1. Oktober hat sich eine kleine Gruppe von 11 Radfahrenden gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Hannover-Nord Swantje Michaelsen und der Kandidatin für die Landtagswahl am 9. Oktober von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für den Wahlkreis 34 (Hemmingen, Ronnenberg, Wennigsen und Springe) Nicole van der Made auf den Weg gemacht, alle sieben Hemminger Ortsteile per Rad zu erkunden. Am Ende wurden es nur fünf Ortsteile, was zum einen an einem Gewitter aber auch an hervorragendem Kuchen lag. Dazu später mehr.

Los ging es um 14.30 Uhr am Hotel Waldschlösschen in Ricklingen an der Grenze zu Hemmingen.

Warten am Waldschlösschen auf die restlichen Teilnehmenden

Das Ziel der Tour war es, sowohl ein paar schöne als aber auch insbesondere die nicht so schönen Ecken der Radinfrastruktur in Hemmingen zu erkunden. Unser Gast Swantje Michaelsen ist u.a. Mitglied im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags und von daher wollten wir mit ihr anhand von konkreten Beispielen in Hemmingen diskutieren, auf welche Knöpfe man wo drücken muss, damit endlich nicht mehr das Auto, sondern Fahrradfahrende und Zufußgehende im Fokus der Verkehrspolitik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene stehen.

Gleich am Anfang unserer Strecke im Mühlenholzweg in Ricklingen fiel uns der schlechte Zustand des Straßenbelags dort auf, der insbesondere für Lastenrad-Fahrende eine Herausforderung darstellt. Wenn die Veloroute 9 nach Ricklingen und ggf. dann auch weiter nach Wettbergen und Ronnenberg kommt, wäre es sinnvoll, auch gleich die Abzweigung Richtung Hemmingen mitzudenken und mitzuplanen.

So kommt man zunächst mal derzeit aus der Stadt kommend auf der linken Seite der Göttinger Landstraße (B3 alt) an und noch kann man nicht erkennen, wie dort eine gute und komfortable Querung auf die rechte Seite geplant ist. Ist ja noch alles Baustelle, wie man auch auf den nächsten Fotos sieht.

Auf Höhe der Saarstraße bzw. zwischen Saarstraße und Fritz-Kuckuck-Strasse haben wir gehalten, um uns kurz über die geplante Situation für Radfahrende auf der alten B3 zu unterhalten. Wenn der Bau der neuen Stadtbahn fertig ist, wird es so sein, dass Fahradfahrende und Autos sich die Straße teilen. Es ist geplant, Piktogramme auf die Fahrbahn aufzubringen, so dass eine Art Spur für Fahrradfahrende entsteht. Beim Überholen müssen Autos ja einen Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Meter einhalten (was allerdings leider immer noch viele Autofahrende nicht tun). Wenn zeitgleich eine Stadtbahn dort auf den Schienen langfährt, wird es sicherlich eng.

Entlang der Baustelle sind wir dann über die Weetzener Landstraße Richtung Altes Dorf gefahren, um uns dort auch mal eine schönere Ecke des Radwegenetzes in Hemmingen anzuschauen. An der Ecke Im Dorffeld/ Im Hammfeld haben wir kurz gehalten, um uns dort ein wenig über die Frage von Beleuchtung auf Radwegen zu unterhalten. Für Radfahrende sind in den Abend- und Nachtstunden beleuchtete Wege natürlich ein großer Vorteil. Allerdings muss man immer auch das Thema „Lichtverschmutzung“ mitdenken, insbesondere wenn die Wege durch Felder, Wiesen und Waldstücke laufen. Hier sind innovative Lösungen gefragt, wo Lichtquellen sich nur einschalten, wenn auch jemand dort fährt oder zu Fuß unterwegs ist.

Weiter ging es über die Wilkenburger Spinne Richtung Wilkenburg. Auch hier ist ja gerade Großbaustelle angesagt, weil die Landstraße L389 saniert wird. Dort kann man leider auch wieder feststellen, dass der Autoverkehr bei der Infrastrukturplanung unangefochten auf Platz 1 steht. Während die Fahrbahn für die Autos einen wunderbar glatten Asphalt aufweist, bleibt für die Radfahrenden nur Beton übrig. Und den Weg neben der Autostrasse müssen sich Fußgänger*innen und Fahradfahrer*innen selbstverständlich teilen 🙁

„An vielen Stellen im Stadtgebiet von Hemmingen sieht man sehr deutlich, dass dem Autoverkehr immer noch absolute Priorität eingeräumt wird. Alle anderen Verkehrsteilnehmenden müssen dann mit dem Platz zurechtkommen, den die Autos übriglassen.“

Swantje Michaelsen während der Radtour durch Hemmingen

Von Wilkenburg aus sind wir dann entlang des wunderschönen Obstbaumlehrpfades nach Harkenbleck gefahren. Auch hier müssen sich wie fast überall im Stadtgebiet Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen den recht schmalen Weg teilen. Aber immerhin ist die Natur wunderschön 🙂

In Harkenbleck hatten wir einen Stopp bei unserem Grünen Mitglied und stellvertretenden Sprecherin der Grünen Fraktion im Hemminger Rat Elisabeth Seiler eingeplant. Und Elisabeth und ihr Mann Udo haben uns in ihrem wundervollen Garten mit Kaffee, Tee und leckerem Kuchen willkommen geheißen.

Da zu der Zeit ein kleines Unwetter über Hemmingen hinwegzog, mussten wir unseren Aufenthalt unfreiwillig ein wenig verlängern. Dafür haben wir die Gelegenheit gleich genutzt und haben uns über die Arbeit des ADFC in der AG Radverkehr informiert, da Udo dort Mitglied ist.

Nachdem das Gewitter über Hemmingen hinweggezogen war, konnten wir unsere Tour bei leichtem Nieselregen fortsetzen. Als nächstes haben wir uns die neue Lösung für Radfahrende im Übergang von Harkenbleck nach Arnum (Arnumer Straße / Harkenblecker Weg) angeschaut. Dort ist aus Richtung Harkenbleck kommend ein neuer roter Radfahrstreifen auf der Straße aufgebracht. Allerdings kommt man links von der Straße auf dem geteilten Fuß/Radweg nach Arnum rein und es ist einigermaßen unklar und nicht gut beschildert, wie und wann man denn von links nach rechts wechseln soll.

Wenn man es dann auf die andere Seite auf den neuen roten Streifen geschafft hat, stellt man fest, dass dieser an der Bushaltestelle irgendwie aufhört und auch dort fragt man sich wieder, wie man sich denn nun als Radfahrender verhalten soll.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist kein roter Streifen aufgebracht, dafür aber Piktogramme von Radfahrenden aufgemalt. Auch für Autofahrende ist diese Lösung maximal verwirrend.

Nachdem unsere Pause in Harkenbleck länger als eigentlich geplant verlief, mussten sich die ersten Teilnehmenden unserer Radtour in Arnum verabschieden. Und aufgrund der fortgeschrittenen Zeit entschieden wir, nicht wie geplant nach Ohlendorf und Hiddestorf zu radeln, obwohl es auch dort einige interessante und herausfordernde Stellen für Radfahrende zu betrachten gegeben hätte, sondern stattdessen direkt durch Arnum bis nach Hemmingen und dann nach Devese zu fahren. Allerdings nicht ohne noch ein Gruppenfoto zu machen 🙂

In Hemmingen haben wir uns dann nochmal den Bereich der vorläufigen Endhaltestelle der Stadtbahn angeschaut. Gerade mit der beschlossenen Lösung für die Straße durch den Sundern, wo es jetzt auf beiden Seiten einen gemeinsamen Fuß/Radweg geben wird, sind wir Grünen nur begrenzt zufrieden. Wir hätten uns dort eine deutlich fahrradfreudlichere Lösung vorstellen können und haben im Rat auch sehr für diese geworben, ohne uns am Ende durchsetzen zu können.

Von dort ging es dann (jetzt wieder bei strahlendem Sonnenschein) zu unserer letzten Station nach Devese. Über die Weetzner Landstraße und die beiden Kreisel über die neue B3 gelangten wir nach Devese, wo wir uns nochmal die Kreuzung Stadtweg / Vorm Dorfe bei Mutter Buermann anschauen wollten. Dort ist die Herausforderung, dass es für Radfahrende nahezu unmöglich ist, von dem Radweg auf die Straße zu wechseln, um entweder von Hemmingen kommend links zum Bürgerholz abzubiegen oder auch nur geradeaus durch Devese zu fahren bzw. von Devese kommend von der rechten Autofahrspur nach links auf den Radweg zu wechseln. Auch diese Gefahrensituation hat unsere Grüne Fraktion in ihre Prioritätenliste für 2023 aufgenommen, welche sie dem Bürgermeister jetzt zukommen lassen wird, um sie anschließend in der AG Radverkehr und im Rat zu diskutieren.

Unsere stellvertrende Sprecherin der Grünen Fraktion Elisabeth Seiler nutzte die Chance, um die Situation an der Kreuzung unseren beiden Gästinnen Swantje Michaelsen und Nicole van der Made zu erklären.

„Diese Radtour zeigt wie dringend wir das Radwegnetz ausbauen müssen. Nicht nur für die Pendlerinnen und Pendler, sondern auch zur Vernetzung der Dörfer untereinander. Dabei müssen wir insbesonder auch an Kinder denken, sie sind der Maßstab für den Ausbau der Radwegen. In den Innenstädten gewinnt das Rad an Bedeutung, und jedes Zweirad mehr auf der Straße bedeutet weniger Auto und mehr Platz. Es geht nicht um entweder oder, sondern um sowohl als -auch. Mobilität muss für alle gewährleistet werden, diejenigen die auf das Auto angewiesen sind, sollten sich bewusstmachen, dass der Umstieg möglichst vieler auf das Fahrrad auch ihnen nutzt, dann fällt es leichter eine Spur zu teilen. Mobilitätswende bedeutet ein selbstverständliches Miteinander auf der Straße, nachhaltig und mit Rad-Schnellverbindungen. Denkblockaden wie „Auf Hauptstraßen haben Radler nichts zu suchen“ müssen wir überwinden“.

Nicole van der Made zum Abschluss der Hemminger Radtour am 1. Oktober